Immer in Bewegung
Immer in Bewegung
Von Hubertus Rößler
Frankfurt (MOZ) Im vergangenen Jahr wurde er Dritter beim Schlaubetal-Marathon, vor kurzem nahm er am berühmten Rennsteiglauf teil. Doch für Stefan Kühlberg stehen Platzierungen und Zeiten nicht im Vordergund. Der Frankfurter hat seine ganz eigene Motivation.
Stefan Kühlberg kann getrost als sportverrückter Mensch bezeichnet werden. Der 37-Jährige ist eigentlich immer in Bewegung: Ob in seinem Beruf als Physiotherapeut, während der täglichen großen Laufrunde oder im Fitness-Studio. „Ich kann einfach nicht stillsitzen. Abends auf der Couch, das ist nichts für mich. Durch Sport bekomme ich den Kopf frei“, sagt er. Kühlberg trainiert sechs- bis siebenmal in der Woche – im Geräte-Keller des USC Viadrina und draußen beim Laufen. Zurzeit führt seine Lieblingsstrecke einmal um den Helenesee über 30 Kilometer. Bis zu 370 Kilometer können dabei im Monat zusammen kommen. Doch auch vor seiner Zeit als Langstreckenläufer hat er bereits mehrere Karrieren in anderen Sportarten hingelegt.
Angefangen hat der gebürtige Eberswalder als Vierjähriger mit dem Turnen. „Doch dort wurde ich schnell als zu groß befunden, deshalb ging ich zum Ringen“, sagt er zurückblickend. Anschließend wechselt er beinahe im Jahresrhythmus die Sportarten, probiert sich unter anderem im Handball, Schwimmen und Fußball. „Spaß hat mir alles gemacht, aber ich war nach wie vor auf der Suche nach meinem Sport.“ Fündig wird er zunächst als Zehnjähriger. Er absolviert ein Probetraining beim Kanu und ist sofort begeistert. Auch die Erfolge stellen sich schnell ein: 1992 wird er im K2 Deutscher Meister über 500 Meter und Vizemeister über 2000 Meter.
Ein Jahr später wird die deutsche Basketball-Nationalmannschaft Europameister. Auch Stefan Kühlberg lässt sich von der damaligen Euphorie anstecken und wechselt Wasser und Kajak gegen Ball und Korb. Seine Vorbilder sind Michael Jordan und Dennis Rodman. Genau wie letztgenannter färbt er sich in dieser Zeit die Haare bunt. Schon bald spielt er in der Oberliga für Motor Eberswalde und später für Preußen Frankfurt, wo er auch den Aufstieg in die 2. Regionalliga schaff. Nach einem Zwischenspiel in Cottbus kehrt er als Spielertrainer an die Oder zurück.
Als 2006 Tochter Amy zur Welt kommt, tritt Kühlberg beim Basketball kürzer und beginnt mit dem Laufen. „Aus welchem Grund auch immer habe ich schon als Kind davon geträumt, einmal den Rennsteiglauf zu absolvieren. Solche Langstreckenläufe haben mich schon immer fasziniert.“ Bald darauf absolviert er seinen ersten Halbmarathon, nimmt erfolgreich am Run&Bike in Neuzelle teil und schafft in einer Zeit von 3:07 Stunden den Dresden-Marathon. Dieser steht auch am 18. Oktober wieder in seinem Kalender. Nur einen Tag zuvor will er bereits den Schlaubetal-Marathon laufen, bei dem er im vergangenen Jahr Dritter wurde.
Woher nimmt er seine Motivation für diese Kraftakte? „Für mich ist Laufen die absolute Entspannung. Ich bin für mich alleine und muss kämpfen. Wichtig sind mir nicht Zeiten oder Platzierungen, sondern dass ich einen bestimmten Wettkampf schaffe. In diesen Momenten laufe ich nur für mich.“ Vor kurzem erfüllt er sich den Traum vom Rennsteiglauf, schafft die 72,7 Kilometer in einer Zeit von 7:12:04 Stunden. „Ein unbeschreibliches Gefühl.“ Als nächstes großes Ziel steht in ein, zwei Jahren der 100-Kilometer-Lauf im schweizerischen Biel auf dem Programm.
Seit knapp zwei Jahrzehnten arbeitet Stefan Kühlberg als Physiotherapeut. „Da es mit dem Profisport leider nicht geklappt hat, habe ich diesen Weg eingeschlagen. Der Beruf macht mir wirklich großen Spaß. Ich helfe Menschen, ihre Lebensqualität zu verbessern, indem ich ihre Schmerzen lindere. Und Sportler kann ich im besten Fall noch leistungsfähiger machen.“ 2011 kommt er zu der Physiotherapie-Praxis von Kerstin Adler am Buschmühlenweg, übernimmt diese Anfang des Jahres. „Bis auf mehr Verantwortung und mehr Papierkram hat sich für mich eigentlich nicht viel geändert – aber großen Spaß an dem Job habe ich nach wie vor“, sagt er.
Neben Sport und Beruf ist die Familie der dritte wichtige Baustein in seinem Leben. Mit seiner Frau und den beiden Kindern verbringt er möglichst viel Zeit. „Wir sind viel unterwegs, fahren gern spontan an die Ostsee. Außerdem unterstützt mich meine Familie bei Wettkämpfen.“ Und natürlich konnte er auch die Kinder schon für den Sport begeistern. Die neunjährige Amy ist Cheerleaderin bei den Red Cocks, der vierjährige William spielt Fußball bei den Minis des 1. FC Frankfurt.
Auch sonst fühlt sich der 37-Jährige in Frankfurt verwurzelt. „Wir wohnen gerne hier, ich mag die Stadt. Sie hat zu Unrecht so einen schlechten Ruf. Die Lebensqualität ist doch sehr gut: Shoppen, Essengehen, die Nähe zu Berlin, der Helenesee, – wir haben alles hier“, sagt Stefan Kühlberg, ehe er sich voller Vorfreude auf seine abendliche Laufrunde begibt.